2. Tour-de-Bier 2005 – Memmelsdorf

Dieser Artikel erschien in der Flaschenpost der VHD und wurde uns vom Autor Markus Harms zur Verfügung gestellt, dafür vielen Dank:

Tour-de-Bier 2005 – Memmelsdorf vom 22. bis 24. April 2005: Memmelsdorf, in Mitten des reizvollen Frankenlandes war als diesjähriger Ausgangsort ausgewählt. Da kann nichts schief gehen, wenn auch das Wetter noch mitspielt. Und so war es dann auch. Über dreißig Personen trafen sich zum gemeinsamen Erleben dieser Bierregion.

Brauereibesichtigung „Drei Kronen“: Nach der Anreise und dem allgemeinen Bezug der Zimmer traf man sich in einer der Unterkünfte „Drei Kronen“. Der Brauerei- Gasthof liegt in zentraler Lage im Ortskern.

Vom Chef persönlich, Hans-Ludwig Straub wurden wir durch die neue bzw. im Umbau befindliche Brauerei geführt. Bei der Renovierung der Brauerei wurde die Ausschlagmenge pro Sud verkleinert, um unter anderem einen Beitrag zur Biervielfalt zu leisten. So wurde während unserer Brauereibesichtigung für einen befreundeten Gastronomen ein eigenes Bier gebraut. Besonders interessant ist, dass Teile des alten Kühlschiffes wieder verwendet wurden, da man damit gute Erfahrungen gemacht hat. Hier zu sehen also eine Mischung aus Altbewährtem und neuen Braugeräten aus Edelstahl – zusammengestellt und zum Teil konstruiert vom Chef und Braumeister des Familienbetriebes in dritter Generation.

Fränkisches Brauereimuseum BambergFränkisches Brauereimuseum und Bierbummel durch Bamberg: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ging es dann nach Bamberg. Das Brauereimuseum ist wirklich sehenswert und trotz einer fast zu großen Gruppe konnte auch die Führung überzeugen. Anschließend ging es gleich in das Stadtzentrum wo bereits alles für den nächsten Tag, den Tag des Bieres vorbereitet war. Mit kleinen Probiergläsern und relativ günstig konnte man sich durch alle Bamberger Biere trinken. Ein Angebot das einige in der Kürze der Zeit zu Nutzen wussten.

Ein Spätnachmittag ist natürlich für Bamberg viel zu kurz, aber viele waren ortskundig und somit nicht das erste mal in Bamberg. Für die, die das erste mal in Bamberg waren, hat es sicherlich genug Anregung gegeben, diese tolle Bierstadt wieder einmal zu besuchen.

Bei einem gemeinsamen Abend im Brauereigasthof „Drei Kronen“ konnte der Tag mit einem extra für den Tag des Bieres eingebrauten untergärigem Dreikorn-Bier aus Gersten- Weizen- und Dinkelmalz ausklingen.

Alte Klosterbrauerei VierzehnheiligenAlte Klosterbrauerei Vierzehnheiligen, Staffelstein: Der erste Ausflugspunkt des zweiten Tages war der Wallfahrtsort der Vierzehnheiligen in Bad Staffelstein. Der sehr beliebte Ausflugsort war zu der relativ frühen Tageszeit noch nicht übermäßig besucht. Leider war nicht vorhersehbar, dass an diesem Samstagmorgen eine Priesterweihe stattfand, so dass ein Besuch der sehenswerten Kirche nicht möglich war.

Nach dem steil bergauf führenden Fußweg war man einhellig der Meinung eine Stärkung verdient zu haben, so dass viele an der Kirche und den massivst auftretenden Andenkenläden vorbei direkt zum Klosterbrauereiausschank „auf“ dem Keller durchstarteten. Das dunkle Exportbier, ein nahezu schwarzes Vollbier, hat den Namen durchaus verdient – ansprechender Malzcharakter mit passendem Hopfenaroma. Es sollte, wie sich im Laufe des Tages noch herausstellte mein Lieblingsbier des Tages bleiben. Nach diesem kurzweiligen Aufenthalt ging es erst zu Fuß zum Parkplatz und anschließend weiter mit dem Bus – zum Büttner.

Fass-Büttnerei Weis: Die Besichtigung dieses durch und durch interessanten Handwerksbetriebes war spontan am Abend zuvor noch eingefädelt worden. Sowohl bei der Werkstatt als auch beim Büttner selbst kann man wohl von einem Original sprechen. Einer der wenigen in Deutschland, der das Büttnerhandwerk in dieser Form noch Aufrecht erhält. Man musste schon genau hinhören um die vielen interessanten Details zum „Fassmachen“ verstehen und nachvollziehen zu können. Auch wenn man schon einige Jahre „Fasserfahrung“ hat, hier ist jeder Hobbybrauer nichts weiter als ein grünschnäbeliger Schuljunge. Es war einfach schön zu erleben, dass es solche Betriebe noch gibt – wollen wir hoffen noch lange.

Metzgerbräu Reichert: Nach dieser umfangreichen Ausführung zum Büttnerhandwerk hatten wir uns eine Pause und ein kühles Bier redlich verdient. Nur wenige Schritte weiter stand ein vielversprechender Besuch einer „Hausbrau-Metzgerei“ bevor. Mein persönlicher Höhepunkt der Reise. Mit einem Buch für Hobbybraueinsteiger fing die Leidenschaft des Metzgers Manfred Reichert an. Mittlerweile braut er meistens einmal die Woche – rein händisch – 150 Liter pro Sud, meistens helles Lager, im Wurstkessel und anderweitig „gebastelten“ bzw. zweckentfremdeten Geräten. Lediglich die Geschwindigkeit des Läuterns lässt nach eigenen Angaben noch zu wünschen übrig. Lagerung und Reifung geschehen zusammen mit dem Schinken – im Kühlraum. Verkauft wird in 2 Liter Siphon, teilweise auch in Fässern, die ebenso wie angeschaffte Krüge ein eigenes Logo haben, in die allernächste Umgebung.

Bei einer zünftigen Brotzeit mit natürlich eigenen Metzgereiprodukten konnte das Selbstgebraute verkostet werden. Hier möchte ich den besonders leckeren Schinken herausheben. Es wurde – für die Nase sofort erkennbar auch live geräuchert – vor lauter Rauch sah man im Räucherofen aber nicht viel. Im kleinen Ladengeschäft im Keller durch den man auch in die Metzger-Brauerei kommt, findet man neben den selbst hergestellten Sachen eigentlich alles was man an Lebensmitteln so braucht. Viele von uns haben sich dann auch gleich mit den selbst hergestellten Produkten eingedeckt. Ein Versandhandel der selbst hergestellten Produkte schließt das Angebot dieses eifrigen Handwerkers ab. Übrigens hat er mit dem Hauptzollamt wenig Schwierigkeiten gehabt.

Fahrt durch das Ziegenfelder Tal, Zwischenhalt bei der Brauerei Hübner in Steinfeld: Bei allerbestem Wetter haben wir unsere Busfahrt durch das landschaftlich äußerst reizvolle Ziegenfelder Tal fortgesetzt. Der Blick durch dieses augenscheinlich schöne Gegend wurde nicht getrübt. Beim Zwischenhalt an der Brauer Hübner war leider keine Brauereibesichtigung geplant. Das die Brauerei für Jeden offen stand und man sich selbständig durchleiten konnte, haben viele erst auf dem Rückweg zum Bus erfahren – zu spät. Was man von außen sehen konnte: schöne Brauerei in reizvoller Lage mit urtypisch-fränkischer Gasthaus-Lebensart in reizvoller Umgebung gelegen.

Görchla-Fest: Zum Ausklang des Tages traf man sich an diesem Abend in der zweiten Unterkunft, dem Brauereigasthof Höhn. Ebenfalls im Zentrum von Memmelsdorf gelegen. Hier wird neben dem Tag des Bieres auch der Namenstag von Georg – fränkisch Görchla – gefeiert. Und so heißt auch das selbst hergestellte Bier des Brauereigasthofs. Da die Musik den meisten doch ein wenig zu laut, um den Tag Revue passieren zu lassen, wurde der Abend dann doch von einigen im „Drei Kronen“ beendet.

Brauereibesichtigung Höhn: Zum Abschluss des Wochenendes stand am Sonntagmorgen die Brauereibesichtigung des Brauerei-Gasthof „Höhn“ auf dem Programm. Der Chef, gelernter Koch und Braumeister, verbringt 95% seiner Arbeitszeit in der Küche und nur 5% in der Brauerei. Vielleicht für den einen oder anderen interessant: Bereits öfter wurde von erfahrenen Personen erklärt, das der Erfolg einer Gasthausbrauerei zu 80% von der Gastronomie abhängt und nur zu max. 20% von der „Brauereiabteilung“. Aber auch hier wurde vom Besitzer bestätigt, das er viele Gäste auch aufgrund seines guten Bieres hat.

In der Brauerei wird aufgrund der Sudgröße nur eine Sorte Bier gebraut, das „Görchla“. Alle fünf Wochen, 40 hl pro Sud (600 kg Pilsener, 25 kg Cara Münch) wird diese untergärige Bierspezialität hergestellt und nur im eigenem Gasthof ausgeschenkt. Die doch schon in die Jahre gekommenen Anlage mit Kühlschiff aus Eisen wird mit Holz bzw. Papierresten befeuert. Hier wird auf Tradition gesetzt und der Aufwand minimal gehalten – das gute Ergebnis spricht für sich.

Auch wenn der vorliegende Bericht sich ein bisschen nüchtern liest, mir hat es insgesamt sehr gut gefallen und ich hoffe auf viele Wiederholungstäter. Auch ohne große Organisation, kann man neben dem selber Brauen auf solchen oder ähnlichen Fahrten viel über unsere hiesige Bier- und Braukultur erleben.

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